Der Markt für Versicherungsprodukte ist groß und wächst stetig. Doch wie lassen sich in dieser Vielfalt nachhaltige Produkte erkennen und Greenwashing-Fallen vermeiden? In diesem Artikel erfährst du, welche Kriterien und Regularien entscheidend sind und kannst die Produkte anhand unserer Checkliste überprüfen.
Junge Menschen erwarten zunehmend, dass ihre Versicherungsprodukte nicht nur finanziell sicher, sondern auch ökologisch und sozial verantwortlich sind. Aber was macht ein Versicherungsprodukt tatsächlich nachhaltig? Hier erfährst du, welche Kriterien ein solches Produkt erfüllen muss, welche gesetzlichen Vorgaben gelten und wie Versicherungsvermittelnde die Nachhaltigkeit von Produkten bewerten können.
ESG und SRI: Die Grundlagen der Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit in der Versicherungsbranche basiert maßgeblich auf zwei Konzepten: ESG und SRI.
- ESG (Environmental, Social, Governance): ESG-Kriterien umfassen Umweltfaktoren (wie CO₂-Emissionen), soziale Aspekte (wie Arbeitsbedingungen) und Governance-Praktiken (wie Unternehmensführung und Transparenz). Diese Kriterien sind entscheidend für die Bewertung von Kapitalanlagen und Versicherungsprodukten. Versicherer, die ESG-Kriterien in ihre Anlagestrategien integrieren, setzen auf umweltfreundliche und sozial verantwortliche Investments. Dies zeigt sich in nachhaltigen Prämienstrukturen oder spezifischen Deckungsangeboten.
- SRI (Socially Responsible Investing): SRI geht einen Schritt weiter und schließt gezielt bestimmte Branchen oder Unternehmen aus, die nicht den sozialen und ethischen Standards entsprechen, wie z.B. die Tabakindustrie oder fossile Brennstoffe. Ein SRI-konformes Versicherungsprodukt investiert ausschließlich in Anlagen, die hohe ethische Standards erfüllen.
Gesetzliche Regularien für nachhaltige Versicherungsprodukte
Neben freiwilligen Kriterien spielen auch gesetzliche Vorgaben eine zentrale Rolle. Die EU hat mit der EU-Taxonomie und der Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) verbindliche Richtlinien geschaffen, die definieren, was als nachhaltiges Finanzprodukt gilt. Die EU-Taxonomie bietet einen klaren Rahmen für nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten, während die SFDR-Transparenzvorgaben für Finanzprodukte festlegen. Beide Regularien sind seit 2021 schrittweise in Kraft getreten und beeinflussen maßgeblich, wie Versicherungsprodukte gestaltet und vermarktet werden dürfen. Produkte, die als nachhaltig beworben werden, müssen diesen Regularien entsprechen, um wirklich als nachhaltig zu gelten.
Kriterien, die gegen die Nachhaltigkeit eines Produkts sprechen
Nachhaltige Produkte zu erkennen, kann durch Greenwashing oder Intransparenz erschwert werden. Folgende Kriterien helfen dabei, potenziell nicht nachhaltige Produkte zu identifizieren.
Prüfbare Kriterien:
- Intransparente ESG-Berichterstattung.
- Kein Ausschluss bestimmter Branchen (z. B. fossile Brennstoffe, Tabak, Waffen).
- Nachweisbare negative ökologische oder soziale Auswirkungen.
- Verstrickung in illegale Wirtschaftspraktiken wie Korruption.
Kaum prüfbare Kriterien:
- Langfristige Nachhaltigkeitsstrategien.
- Verstrickung in Menschenrechtsverletzungen.
- Mangel an Vielfalt und Inklusion im Unternehmen.
- Widersprüche zu den Zielen des Pariser Klimaabkommens und den SDGs.
Nicht prüfbare Kriterien:
- Arbeitsrechtsverletzungen und fragwürdiges Umweltverhalten
- „Grüne“ Werbeaussagen ohne Belege
Ein Versicherungsprodukt kann erst dann als nachhaltig bezeichnet werden, wenn es strenge ESG- und SRI-Kriterien erfüllt und den gesetzlichen Regularien entspricht. Versicherungsvermittelnde spielen eine zentrale Rolle dabei, solche Produkte zu identifizieren und ihre Kundschaft fundiert zu beraten. Mit dieser Checkliste und einem Verständnis der wichtigen Kriterien kannst du sicherstellen, dass die von dir empfohlenen Produkte nicht nur finanzielle Sicherheit bieten, sondern auch einen positiven Beitrag zur Gesellschaft und Umwelt leisten. Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Verkaufsargument, sondern ein entscheidendes Qualitätsmerkmal für die Zukunft der Versicherungsbranche.
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