Die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) nimmt im Versicherungsvertrieb rasant zu und bietet zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten, um Vermittler in ihrem Arbeitsalltag zu unterstützen. Doch während einige Makler wie Ludwig Meierin die Technologie bereits intensiv einsetzen, zögern andere noch. Die Gründe für diese Zurückhaltung reichen von Unwissenheit über die Potenziale der KI bis hin zu Bedenken hinsichtlich möglicher Risiken. In diesem Artikel werden die wichtigsten Entwicklungen, Chancen und Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Einsatz von KI im Versicherungsvertrieb beleuchtet.
Praxisbeispiel: Ludwig Meierin und die effiziente Dokumentation
Ein Beispiel für die erfolgreiche Integration von KI in den Alltag eines Versicherungsmaklers ist Ludwig Meierin, Gründer von Sachexperte in Bergkirchen. Meierin nutzt KI-Anwendungen, um seine Arbeitsprozesse effizienter zu gestalten. Nach einem Kundengespräch verwendet er die App „Just Press Record“, um stichpunktartig die Inhalte des Gesprächs zu erfassen. Diese Transkription gibt er in ChatGPT ein, um daraus einen flüssigen und verständlichen Text erstellen zu lassen. Anschließend kopiert er den fertigen Text in ein vordefiniertes Dokument. Meierin testet aktuell auch den Microsoft Copilot, der diesen Prozess weiter optimieren könnte.
Neben der Dokumentation verwendet Meierin KI auch für die Analyse von Geschäftsberichten und Kennzahlen. Er nutzt gezieltes „Prompten“, um die Software effektiv zu steuern und präzise Antworten auf spezifische Fragen zu erhalten. Diese Technik erlaubt es ihm, relevante Informationen aus komplexen Berichten schnell und übersichtlich zusammenzufassen. Auch bei der Erstellung von Inhalten für seine Social-Media-Kanäle setzt er auf die Unterstützung von KI.
Breite Einsatzmöglichkeiten der Künstlichen Intelligenz im Vertrieb
Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, den Versicherungsvertrieb grundlegend zu verändern. Sie wird in verschiedenen Bereichen eingesetzt, wie der Kundenkommunikation, dem Content-Marketing, der Kundenbindung und dem Vertrieb. Vor allem in der Erstellung von Texten sehen viele Vermittler einen großen Vorteil. Laut dem AfW-Vermittlerbarometer aus dem Herbst 2023 nutzen viele Vermittler KI-Tools, um Texte für Kundenmails, Newsletter oder Social-Media-Postings zu generieren. Jan Helmut Hönle, Experte für Online-Beratung, betont, dass diese Automatisierung eine erhebliche Zeitersparnis bringt: „Wo man sich früher mit Formulierungen gequält hat, spuckt das KI-Tool nun in Sekundenschnelle fertige Texte aus.“
Auch in der visuellen Gestaltung von Inhalten bietet KI enorme Möglichkeiten. Mit Hilfe von KI können Vermittler Avatare für Videos erstellen, Bilder generieren oder Reels für Plattformen wie Instagram oder Facebook gestalten. Reels sind kurze Videoclips, die innerhalb von maximal 30 Sekunden konsumiert werden können und sich besonders gut für das Erreichen einer breiten Zielgruppe eignen. Hönle sieht in der Kombination aus KI und Reels ein mächtiges Marketinginstrument: „Als Marketinginstrument und Vertriebs-Booster ein echtes Geschenk.“
Automatisierte Kundenbetreuung und personalisierte Angebote
Ein weiterer Bereich, in dem KI bereits erfolgreich eingesetzt wird, ist die automatisierte Kundenbetreuung. Chatbots übernehmen auf Websites oder Apps die Beantwortung von Kundenanfragen und helfen bei der Produktauswahl. KI kann außerdem genutzt werden, um Kundendaten zu analysieren und personalisierte Angebote zu erstellen. Maklerpools setzen beispielsweise KI-gestützte Roboadvisors ein, um Tarifoptimierungen vorzunehmen oder zusätzliche Abschlussmöglichkeiten aufzuzeigen.
KI im Beratungstraining
Nicht nur in der direkten Kundeninteraktion, sondern auch in der Schulung von Mitarbeitern bietet KI Vorteile. Karsten Allesch, Geschäftsführer des DEMV Deutschen Maklerverbunds, erklärt, dass neue Mitarbeiter durch den Einsatz von KI-basierten Chats wie dem Copilot-Chat in Bing Beratungsgespräche simulieren können. Dabei lassen sich Argumente und Gegenargumente für verschiedene Versicherungsprodukte austauschen, was den Lernprozess beschleunigt. Unterschiedliche Antwortmodi helfen dabei, neue Ideen für die Argumentation in Kundengesprächen zu entwickeln.
Skepsis und Unsicherheit bleiben
Trotz der vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten sind sich viele Vermittler noch unsicher, wie sie KI in ihren Arbeitsalltag integrieren sollen. Laut dem AfW-Vermittlerbarometer haben sich fast 50 Prozent der befragten Vermittler noch keine klare Meinung darüber gebildet, wie sich KI auf ihre berufliche Zukunft auswirken wird. Etwa ein Viertel sieht positive Effekte, während jeder sechste Vermittler befürchtet, dass KI negative Folgen für das eigene Geschäft haben könnte.
Fazit
Künstliche Intelligenz eröffnet im Versicherungsvertrieb zahlreiche neue Möglichkeiten, die Vermittler effizienter arbeiten lassen und neue Wege im Marketing und in der Kundenbetreuung aufzeigen. Während technikaffine Vermittler die Potenziale der KI bereits nutzen, herrscht bei vielen noch Unsicherheit. Für die Zukunft wird es entscheidend sein, dass sich mehr Vermittler intensiv mit den Chancen und Risiken von KI auseinandersetzen, um die Technologie gewinnbringend in ihren Arbeitsalltag zu integrieren.
Quelle: Pfefferminzia
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