Unter der Lupe

Ratings können Kunden und Vermittlern erste Anhaltspunkte dazu liefern, wie nachhaltig ein Versicherer oder ein Versicherungsprodukt ist. Aber auch die Rating-Agenturen haben mit den noch fehlenden Standards bei den Nachhaltigkeitskriterien zu kämpfen

Wir haben es in diesem Durchblick schon mehrfach angesprochen: Viele Kriterien zur Nachhaltigkeit stehen seitens des Regulierers noch nicht fest. Entsprechend schwierig ist es für Kunden und Vermittler, sich ein Bild davon zu machen, wie nachhaltig Produkte und Versicherer denn tatsächlich sind. 

Ein Licht ins Dunkel können hier Ratings bringen. Aber auch die Agenturen haben mit den fehlenden Vorgaben zu kämpfen und folgen entsprechend ihren eigenen Rating-Systemen. „Leider sind die Informationen von ESG-Rating-Agenturen bisher nur wenig vergleichbar. Eine echte Markttransparenz besteht nicht“, bewertet der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) die Situation. „Der GDV hält aus diesem Grund die Regulierung der europäischen ESG-Agenturen für notwendig“, so das Fazit. Sicherlich keine schlechte Idee. Bis es so weit ist, müssen sich Vermittler und Kunden mit dem begnügen, was gerade am Markt erhältlich ist  – und dabei aufmerksam und kritisch bleiben, was die Methodik angeht. Hier stellen wir Ihnen einige bekannte Agenturen und ihre Ratings vor.

Assekurata

Die auf Versicherungen spezialisierte Rating-Agentur bewertet in ihrem Nachhaltigkeitsrating den Versicherer anhand dieser vier Merkmale: Rahmenwerk, Geschäftsbetrieb, Produktmanagement/Risikotransfer und Kapitalanlagen. Die Gewichtung unterscheidet sich je nach Sparte. In der fondsgebundenen Lebensversicherung zum Beispiel ist der Fokus auf die Kapitalanlage höher als etwa in der Sachversicherung. Innerhalb der Bereiche unterscheiden die Analysten weiter. Sie schauen sich im Bereich Kapitalanlage dann unter anderem die Anlagekriterien und das Bestandsmanagement an. Hat ein Versicherer dabei zum Beispiel keine Vorgehensweise bei Anlagen definiert, die Menschenrechte verletzen, gibt das Abzüge im Rating.

Institut für Vorsorge und Finanzplanung

Das IVFP beurteilt unter anderem private fondsgebundene Rentenversicherungen auf ihre Nachhaltigkeit. In erster Linie geht es darum, welche Investmentfonds für die Produkte verfügbar sind und wie nachhaltig sie sind. „Unser runderneuertes Fondspolicen-Nach­haltigkeits-Rating hat sich mit nunmehr 52 Kriterien im Umfang zu 2021 fast verdreifacht“, sagt Andreas Kick, Prokurist und Partner beim IVFP. Es seien weitere Fonds-Ratings hinzugekommen, und man habe die Kategorien nach der EU-Offenlegungsverordnung berück­sichtigt. Die sieht nämlich vor, dass Fonds nach Artikel 6 (herkömmliche Fonds), Artikel 8 (Fonds mit Nachhaltigkeitskriterien) und Artikel 9 (Fonds mit direkten nachhaltigen Zielen) eingestuft werden müssen.

In einem weiteren Schritt will das IVFP für die nächsten Ratings betrachten, wie weit und tief Nachhaltigkeit in den einzelnen Unternehmen verankert ist. Dabei geht es um Strategien und Arbeitsabläufe.

Morgen & Morgen

Die Rating-Agentur schaut sich für das CSR-Rating (CSR steht für Corporate Social Responsibility) der Versicherer die drei ESG-Dimensionen an. Die Bewertung basiert auf öffentlich zugänglichen Unterlagen und erfolgt zusammen mit der Zielke Research Consult GmbH. Alle börsennotierten Gesellschaften und alle Finanzinstitute mit mehr als 500 Beschäftigten müssen gemäß europäischer CSR-Richtlinie seit 2018 einen Bericht vorlegen, der das Engagement des Unternehmens beschreibt. Dazu zählt die Berichterstattung zu Umwelt-, Arbeitnehmer- und Sozialbelangen, zur Achtung der Menschenrechte und zur Bekämpfung von Korruption und Bestechung.

Versicherungsunternehmen, die von Zielke Research Consult (ZRC) als Ganzes als nachhaltig eingestuft werden, also ein CSR-Label erhalten, können ihre Produkte auch zertifizieren lassen. Vergeben werden Produktlabels nach zwei Bewertungsstandards. Erstens das nachhaltig gestaltbare Versicherungsprodukt: Es wird nur dann als nachhaltig angesehen, wenn die gewählten Fonds durch ZRC als nachhaltig qualifiziert wurden. Zweitens das nachhaltige Versicherungsprodukt: Nur von ZRC nach Artikel 8 und 9 der Transparenzverordnung qualifizierte Fonds und Anlageoptionen können ausgewählt werden.

Franke und Bornberg

Das ESG-Unternehmensrating von Franke und Bornberg untersucht die Nachhaltigkeit von Versicherern. „Als Quelle für das ESG-Rating nutzen wir ausschließlich eigene Analysen und Recherchen. Die Daten der Versicherer wurden mittels des von uns entwickelten Bewertungsschemas vergleichbar gemacht und anhand dessen benotet“, heißt es von der Rating-Agentur. Die Analysten untersuchen dabei die Bereiche E für „Umwelt“, S für „Soziales“ und G für „gute Unternehmensführung“. Im Bereich Soziales zählen etwa die Gesundheitsförderung der Mitarbeitenden, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die Geschlechtergleichheit. 

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