Wo stehen wir? Der deutsche Versicherungsmarkt im Wandel 

Der deutsche Versicherungsmarkt ist stabil und wächst – das zeigen aktuelle Zahlen. Gleichzeitig steht die Branche vor Herausforderungen wie dem demografischen Wandel und einem Imageproblem als Arbeitgeber. Aus diesem Grund werfen wir einen Blick auf die aktuellen Entwicklungen und was sie für die Maklerwelt bedeuten. 

Verträge und Trends 

488 Millionen Verträge – so viele zählte die Branche 2023. Das sind 15 Millionen mehr als im Vorjahr. Besonders gefragt wie auch bisher: Der Bereich Komposit mit Kfz-, Sach- und Rechtsschutzversicherungen. Die Lebensversicherung verliert weiter an Boden, aber der Rückgang hat sich mit -0,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr wieder etwas verlangsamt. 

Im Schnitt gaben die Deutschen 2.670 Euro pro Kopf für Versicherungen aus. Damit sind die Ausgaben um 23 Euro im Vergleich zum Jahr 2022 gestiegen. Trotz allem ging die Versicherungsdurchdringung mit 5,5 Prozent (Vorjahr: 5,8 Prozent) auch im dritten Jahr in Folge zurück. 

Beiträge: Wer legt zu, wer verliert? 

Die Branche erzielte im Jahr 2023 Beiträge in Höhe von 226 Milliarden Euro. Die Gewinner? Private Krankenversicherungen und Kompositversicherungen. Erstere legten um 2,8 Prozent auf 48,4 Milliarden Euro zu. Die Kompositversicherung wuchs mit 7,4 Prozent am stärksten. Ein Grund für die Zunahme: Diese Sparten haben aufgrund von Beitragsanpassungen, die den wachsenden Ausgaben geschuldet sind, an Beitragsvolumen je Vertrag zugelegt.  

Die Lebensversicherung musste Rückgänge hinnehmen: Die Beiträge sanken um fünf Prozent, vor allem im Geschäft mit Einmalbeiträgen. 

Entwicklung der Beiträge in der Erstversicherung nach Sparten (in Mrd. EUR).

Versicherungen als Arbeitgeber 

473.800 Menschen arbeiten laut GDV in der Versicherungsbranche, davon 290.100 im angestellten Innen- und Außendienst. Im selbstständigen Außendienst verzeichnet die Branche derzeit deutschlandweit rund 183.700 Beschäftigte, Tendenz seit vielen Jahren kontinuierlich sinkend. Trotz dieser beachtlichen Zahlen sind Nachwuchsprobleme derzeit ein großes Thema: Jeder dritte Ausbildungsplatz bleibt unbesetzt. Hier liegt die Zahl der Auszubildenden zwar seit Jahren stabil bei 10.000, ein Wachstum ist aber nicht in Sicht.  

Das Durchschnittsalter der Mitarbeitenden inklusive Auszubildende liegt inzwischen bei 44,2 Jahren im Vergleich zu 42,3 Jahren im Jahr 2013. Vor allem bei männlichen Kollegen verschiebt sich der Altersdurchschnitt nach oben. Junge Talente fehlen und Chancen für einen Einstieg in die Branche bleiben oft ungenutzt. Ein Grund hierfür dürfte das Image der Branche sein. Die Versicherungsforen Leipzig und adesso insurance solutions befragten in einer Studie dazu Menschen, die nicht in der Versicherungswirtschaft arbeiten: 21 Prozent schätzten das Image der Versicherer als eher oder sogar sehr schlecht ein. Weitere 32 Prozent waren unschlüssig oder antworteten teils/teils. Hier gibt es eindeutig Nachholbedarf, um jungen Menschen sowie Quereinsteigern die vielen Vorteile zu vermitteln. Dazu gehören ein vergleichsweise hohes Gehalt, ein sicherer Arbeitsplatz und gute Weiterentwicklungschancen.  

Durchschnittsalter von Mitarbeitenden, in Jahren. Einmal ohne Auszubildende, einmal mit Auszubildenden im Vergleich 2023 zu 2013.

Der Blick nach außen 

Wirft man einen Blick über Deutschland hinaus, bleibt die Bundesrepublik auf Platz sechs der weltgrößten Versicherungsmärkte. Führend sind weiterhin die USA und China, wobei die Beiträge weltweit jüngst um 3,2 Prozent auf 7,6 Billionen US-Dollar gestiegen sind. Es bleibt abzuwarten, ob sich das global gesehene Wirtschaftswachstum in Zukunft auch in Deutschland positiv auswirken wird. 

Fazit 

Wie die Zahlen zeigen, bleibt der Versicherungsmarkt ein verlässlicher und stabiler Begleiter in unsicheren Zeiten. Doch Herausforderungen wie Nachwuchsmangel und das Imageproblem müssen angegangen werden. Auch für Versicherungsmaklerinnen und Versicherungsmakler lohnt es sich, die aktuellen Entwicklungen und Trends im Auge zu behalten und strategisch darauf zu reagieren. 


Die Autorin: Diana Ehrenberg ist Projektmanagerin und Expertin für Versicherungsvertrieb bei den Versicherungsforen Leipzig. Mit über 20 Jahren Erfahrung, unter anderem in leitenden Funktionen bei der Debeka, ist sie spezialisiert auf die Zukunft des Versicherungsvertriebs, Ausschließlichkeitsvermittlung und Nachhaltigkeit. 

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