Die sechste Umfrage zur Nachhaltigkeit des „German Sustainability Network“ (GSN) liefert einen detaillierten Blick auf die gegenwärtige Haltung und die zukünftigen Herausforderungen der Versicherungsbranche. Die halbjährliche Umfrage, durchgeführt im dritten Quartal 2024, umfasst Antworten von 43 Versicherungsunternehmen und beleuchtet ihre Fortschritte und Hemmnisse bei der Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen.
Kapitalanlage bleibt priorisiert, IT an letzter Stelle
Seit Beginn der Umfrageserie belegt die Kapitalanlage den Spitzenplatz: 67 % der befragten Versicherer sehen hier nach wie vor hohen Handlungsbedarf. Risikomanagement rangiert an zweiter Stelle, doch andere Funktionsbereiche rücken zunehmend in den Hintergrund. Besonders in der IT sehen die Unternehmen derzeit nur wenig Bedarf, nachhaltige Maßnahmen weiter auszubauen.
Personelle Ressourcen stagnieren
Eine auffällige Entwicklung zeigt sich bei der personellen Ausstattung für Nachhaltigkeitsbelange: Im Vergleich zum vorherigen Quartal bleibt die Zahl der spezialisierten Mitarbeiter nahezu konstant. Zum ersten Mal gibt weniger als die Hälfte der Unternehmen an, ihre personellen Ressourcen für Nachhaltigkeit erweitern zu wollen. Viele sind unentschlossen oder planen keinen weiteren Ausbau.
Nachhaltigkeit als zukünftiger Erfolgsfaktor
Die befragten Unternehmen gehen davon aus, dass Nachhaltigkeit in den kommenden fünf Jahren einen größeren Einfluss auf den Unternehmenserfolg haben wird. Trotz eines leichten Rückgangs dieser Erwartungshaltung geben noch immer 21 % an, dass sie eine „starke Bedeutungszunahme“ erwarten, und knapp zwei Drittel rechnen zumindest mit einer leichten Steigerung. Die derzeitige Relevanz wird jedoch zurückhaltend bewertet. Kein einziges Unternehmen sieht Nachhaltigkeit aktuell als „sehr großen“ Erfolgsbeitrag an, und 14 % schätzen den derzeitigen Einfluss sogar als „sehr klein“ ein.
Überregulierung und Praxistauglichkeit von ESG-Anforderungen
Seit Beginn der Umfrage sehen die befragten Versicherer die regulatorischen Anforderungen als Belastung. Die Zahl der Unternehmen, die den regulatorischen Umfang als „deutlich“ oder „eher zu viel“ empfinden, liegt bei 88 %. Zudem kritisieren 30 % die mangelnde Praxistauglichkeit der ESG-Anforderungen, was gegenüber den 14 % im Vorjahr eine deutliche Zunahme darstellt.
Barrierefreiheitsstärkungsgesetz und KI-Nutzung
Beim Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) zeigt die Umfrage eine klare Diskrepanz. Fast ein Drittel der Versicherer arbeitet derzeit an der Umsetzung, eine ähnliche Anzahl sammelt erst Informationen zu den Anforderungen. Bis zur Frist im Sommer 2025 besteht hier weiterhin Handlungsbedarf, da 20 % das Thema noch gar nicht in Angriff genommen haben.
Bezüglich der KI-Nutzung scheint die Branche auf mögliche Diskriminierungsrisiken vorbereitet zu sein. Ein Drittel der befragten Versicherer gibt an, dass KI in diskriminierungskritischen Bereichen verwendet wird. Die meisten Unternehmen befinden sich allerdings noch in der Bestandsaufnahme; nur wenige setzen bereits Maßnahmen zur Vermeidung potenzieller Diskriminierung um.
Die Rolle der V.E.R.S. Leipzig GmbH
Das German Sustainability Network wird von der V.E.R.S. Leipzig GmbH organisiert und fördert als Brancheninitiative die nachhaltige Entwicklung in der Versicherungswirtschaft. Als Plattform zur Diskussion und Bearbeitung von Nachhaltigkeitsfragen verfolgt das Netzwerk einen ganzheitlichen Ansatz entlang der gesamten Wertschöpfungskette und bündelt sein Wissen in elf spezifischen Fokusbereichen.
Antworten